Tobias Wallisser

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Tobias Wallisser
ist einer der Juroren für die deutsche Jury des 5. Concrete Design Competition 2011 / 2012. Er ist Partner im Büro LAVA (Laboratory for Visionary Architecture), das er 2007 zusammen mit Chris Bosse und Alexander Rieck gründete. Das Büro arbeitet als internationales Netzwerk von Spezialisten mit Büros in Stuttgart und Sydney und wurde bekannt mit dem Future Hotel Prototypen, dem Snowflake Tower und der Planung für das Stadtzentrum von Masdar. Derzeit sind Projekte in Deutschland, in Saudi Arabien, Australien und China in Arbeit.   Von 1997 bis 2007 war er als assozierter Architekt im Büro UNStudio van Berkel&Bos in Amsterdam tätig. Zu seiner Tätigkeit als Creative Director gehörten die Koordination der Entwurfsstrategien im Büro und die Suche nach neuen Techniken in der Entwicklung und Umsetzung innovativer Projekte. 2006 wurde er als Professor für Digitales Entwerfen an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart berufen, wo er seit 2011 als Prorektor tätig ist.

Wir sprachen mit Tobias Wallisser über seine Erwartungen an den Wettbewerb und sein Verständnis von Energie.

Was bedeutet für Sie persönlich Energie?
Von nichts kommt nichts. Nach dem Energieerhaltungssatz muss immer Energie investiert werden, damit man auch wieder etwas zurückbekommt. Energie im übertragenen Sinn ist die wichtigste Ressource aller kreativen Tätigkeiten. Ohne die Energie, etwas verändern oder verbessern zu wollen gibt es keine Innovation.

Was interessiert Sie an Beton als Material?
Beton ist ein besonders unterschiedlich einsetzbares Material. Man kann in Platten oder Trägern denken, was meistens aus konstruktiven oder herstellungstechnischen Gründen geschieht. Die völlige Formbarkeit erlaubt aber auch das Arbeiten mit Volumen, das plastische Herausarbeiten von freien Formen. Um das Material zu formen muss allerdings die Schalung entworfen werden – die aber ein Abdruck des Objekts ist und ein eher subtraktives Arbeiten erfordert. Und das interessiert mich sehr.

Der 5. Concrete Design Competition fordert die Studierenden zum Entdecken von Eigenschaften von Beton auf, die ihn zu einem wichtigen und wandelbaren Material für energiebewusste Anwendungen machen – so heißt es in der Auslobung. Was verbinden Sie mit energiebewusster Architektur? 
Energiebewusste Architektur sollte so gemacht werden, dass der Aufwand, den man betreibt, um etwas zu erzeugen, in einem guten Verhältnis zum Nutzen steht. Das übergeordnete Ziel sollte sein, ressourcenschonend zu arbeiten. Ein gutes Projekt in diesem Sinne sollte daher nicht etwas sein, was als schlechter Kompromiss entsteht. Oder etwas, was nicht das sein darf, was es sein möchte. Widersprüche sollten Ansporn für die eigene Gestaltung sein. Ein Ansatz könnte sein, grundsätzlich über Dinge nachzudenken. Also nicht das, was wir ohnehin machen ein bisschen weniger energieverschwenderisch zu machen, sondern aus dem Verständnis der vorhandenen Möglichkeiten neue Wege zu finden. Für einen energiebewussten Einsatz von Beton sollte man grundsätzlich darüber nachdenken, wo in Herstellung, Verarbeitung und Nutzung Energieaufwand entsteht und wie man diesen optimal nutzen kann.

Haben Sie Erwartungen an die Studierenden oder an die Arbeiten, die eingereicht werden?
Der akademische Rahmen ist die beste Möglichkeiten, um wirklich grundlegend und abstrakt über Themen nachzudenken, Ziele zu formulieren und Anregungen für technische Entwicklungen zu geben. Es geht um Visionen, Ausblicke auf mögliche zukünftige Anwendungsmöglichkeiten. Die Frage „Was wäre, wenn…“ ist hier auf jeden Fall am richtigen Ort. In diesem Sinne erhoffe ich mir mutige, frische aber auch intelligente und kritische Beiträge zum Thema, das sicher hohe Anforderungen stellt.

Wollen Sie den Wettbewerbsteilnehmern etwas empfehlen?
Ich würde ihnen auf jeden Fall empfehlen, sich mit der Herstellung von Beton auseinander zu setzen und selbst einen Prototypen oder ein Modell zu bauen. Neben der abstrakten Gedankenarbeit ist das sicher eine gute Möglichkeit, sich richtig ins Thema zu vertiefen. Und Spaß machen soll es ja auch.

Vielen Dank und viel Freude am Wettbewerb.