Ein „Zentrum für professionelle Kreative“ nennen die Architekten Clarke und Kuhn das von ihnen entworfene neue Aufbau-Haus am Moritzplatz. Klingt ungewöhnlich, stimmt aber: So viele Architekten, Designer und Künstler an einem Ort findet man selbst in Berlin selten.

Das Aufbau-Haus am Moritzplatz (Foto: Reno Engel)

Eine Kita auf dem Dach

Jahrelang war der Moritzplatz eher ein „Nicht-Ort“, auch nach dem Mauerfall bewegte sich hier nicht viel. Das hat sich inzwischen deutlich geändert. In den Prinzessinnengärten, unmittelbar am Platz gelegen, wird „Urban Gardening“ betrieben. Das „Betahaus“ nebenan ist so etwas wie die Keimzelle des angesagten Co-Workings in Berlin.

Den 70er-Jahre-Bau des Klavierherstellers Bechstein erweiterten Clarke und Kuhn zum Platz hin zu einem großzügigen Büro- und Geschäftshaus, inklusive einer Kita auf dem Dach. Läden, Werkstätten, Cafés, Verlagsbüros und ein Theater machen das Haus einzigartig, besonders für Architekten und Architekturstudenten: Hauptmieter ist Modulor, der hier auf 6000 Quadratmeter Tausende von Modellbaumaterialien bereithält. „Architekten-Baumarkt“ nannte die „Berliner Morgenpost“ den unkonventionellen Einzelhändler.

Große Fensterflächen strukturieren die Beton-Fassade (Foto: Reno Engel)

Paradies für Architektur-Modellbauer

Das riesige Angebot von Pappen, Papier, Kunststoffen, Holz oder Folien in allen denkbaren Formen und Farben ist auf den ersten Blick fast unüberschaubar. Wahrscheinlich gibt es kaum eine Modellbau-Idee, die sich nicht mit dem Material von Modulor umsetzen liesse.
„Unser großer Vorteil ist, dass wir alles an einem Platz anbieten“ sagt Axel Roedel, Projektleiter bei Modulor. „Viele Kunden denken oft erst in der letzten Minute an die Präsentation ihrer Entwürfe und vertrauen darauf, dass sie bei Modulor dann alles finden werden. Und das stimmt ja auch.“

Viel Platz für Modellbaumaterial (Foto: Modulor)

„In Aachen gab es nur ein kleines Geschäft für Modellbaumaterial, in dem sich vor den Abgabeterminen die Studenten gedrängt haben.“ erinnert sich Annabelle Eicker, Masterstudentin an der TU Berlin. Sie hat ihren Bachelor an der RWTH Aachen gemacht und freut sich über die Auswahl beim Materialkauf in Berlin: „Hier gibt es gleich mehrere gute Einkaufsquellen für Modellbaumaterial, wobei Modulor die größte Auswahl und am meisten Platz hat.“ Soviel, dass es sicher auch am Semesterende nicht eng wird.

Architekturstudenten sind laut Axel Roedel ein wichtiger Teil der Modulor-Kundschaft. Das Unternehmen hat bereits mit einzelnen Lehrstühlen zusammen gearbeitet und Entwurfsprojekte begleitet. Regelmäßig präsentiert sich Modulor auf Einführungsveranstaltungen an Architekturfakultäten und verschenkt kleine „Startboxen“ mit Materialproben an Studenten. Ein Teil der Modulor-Mitarbeiter, auch Roedel, hat selbst Architektur studiert. Sie kennen die Wünsche der Studierenden recht gut: Neben Kappa-Karton und transparentem Acrylglas sowie den „Klassikern“ Finn- und Graupappe ist Polystyrol-Hartschaum (z. B. für Städtebaumodelle) sehr gefragt. Modulor kauft direkt beim Hersteller und kann die Platten daher in reinem Weiß anbieten – bei Architekten ist es deutlich beliebter als das bunt gefärbte Material von der Baustelle.

Viele Planer sind seit dem Studium Modulor-Stammkunden. Auch wenn sie nicht (mehr) in Berlin sind, ist das kein Problem – neben dem Ladengeschäft in Berlin betreibt der Materialspezialist auch einen Katalog- und Online-Versandhandel. Via Telefon und Internet bestellen Büros und Studenten aus der ganzen Welt inzwischen mehr Waren, als vor Ort gekauft werden.