Christoph Edler bei einer Besichtigung der Elbphilharmonie-Baustelle

Ein Interview mit Christoph Edler, Masterstudent an der Akademie für bildende Künste Wien und Bundesstudentensprecher des BDB (Bund Deutscher Baumeister)

Wie sehen sich Architekturstudenten heute? Ist es (noch) etwas Besonderes, Architektur zu studieren oder ist es einfach ein Studiengang unter vielen?
Architektur ist im Vergleich zu anderen Disziplinen sehr umfangreich und begleitet uns alle im täglichen Leben. Wer hier einmal dran Gefallen gefunden hat, wird es immer als etwas Besonderes empfinden – egal ob praxisnah oder idealistisch, ob an einem Bauwerk oder im Städtebau, ob künstlerische Stadtintervention oder theoretischer Diskurs.

Gibt es das „Nebeneinander-her-Studieren“ von Bauingenieuren und Architekten immer noch (wie z. B. zu meiner Zeit) oder arbeitet man an manchen Hochschulen auch zusammen?
Mein Eindruck: Das ist von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich. Während meines Bachelorstudiums an der HafenCity Universität in Hamburg wurde auf Interdisziplinarität sehr viel Wert gelegt, was projektweise auch gut funktioniert hat. Man muss aber auch sehen, dass am Anfang des Studiums jeder Studiengang versucht, seinen Studenten ein Basiswissen zu vermitteln. Hier sind die Möglichkeiten interdisziplinärer Zusammenarbeit oftmals sehr begrenzt.
Grundsätzlich finden wir Studenten die Kooperation mit anderen Disziplinen gut, da sie dem Baugeschehen mit seinen unterschiedlichen Charakteren entspricht.

Ist die Diskussion über „Bachelor/Master versus Diplom-Ingenieur“ unter Studenten noch aktuell? Wie stehst Du dazu?
Ich studiere zurzeit in Österreich. Hier ist das Thema interessanterweise weniger präsent. Ehemalige Diplom-Studenten wechseln hier freiwillig in den Master, weil ihnen die Rahmenbedingungen besser gefallen. Das war eine sehr neue Erfahrung für mich, da in Deutschland lange ein verbitterter Kampf gegen die Studienabschlüsse Bachelor und Master geführt wurde. Letztlich ist meine Bewertung eine sehr persönliche Empfindung. Ich bin mit dem Bachelor-/Mastersystem sehr zufrieden und wäre ohne dieses System wahrscheinlich nie ins Ausland gewechselt, um dort meinen Abschluss zu machen. Ich kenne aber auch heute noch mehrere Kommilitonen, die in alten Zeiten schwelgen und sich das Diplom herbeiwünschen.

Wie Du sicher weißt, veranstalten wir den Concrete Design Competition. Wie sollte aus Deiner Sicht ein Wettbewerb für Architekturstudenten organisiert sein? Welche Themen sollten behandelt werden? Sollten diese eher konkret und praxisorientiert sein oder freier und phantasievoller?
Ich denke, beides ist wichtig. Natürlich ist es gut für Studenten, konkrete Aufgabenstellungen zu bearbeiten, um praxisnah für die Zeit nach dem Studium vorbereitet zu sein. Genauso wichtig sind Wettbewerbe wie der Concrete Design Competition, bei denen durch die Vorgabe eines Mottos den Studenten genug Spielraum zum Ausprobieren gelassen wird. Genau das ist ja die Aufgabe des Studiums: Grenzen auszuprobieren und dabei eigene Interessen zu definieren.

Stimmt es eigentlich, dass Studierende heutzutage immer online sind und mit dem Laptop in der Vorlesung sitzen? Und wie sieht das in den Entwurfsprojekten aus: Ab wann kommt da der Rechner zum Einsatz?
Auch hier gehen die Erfahrungen sicher weit auseinander. In meinen Vorlesungen sitzen wir alle mit Notizbuch und schreiben klassisch „analog“ mit. Die Benutzung von Computer oder Smartphones ist aber nicht verboten und hat bisher auch nie gestört.
Im Entwurfsprozess ist eine Arbeit ohne Computer nicht mehr denkbar. Trotzdem ist der PC als ein weiteres Werkzeug zu verstehen und ist damit keine Konkurrenz zum Skizzenpapier oder analogem Modell. Wann man ihn im Entwurfsprozess hinzuzieht, variiert sicher sehr stark.

Du bist im Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure aktiv. Welche Ziele hat der BDB für die Studierenden? Was soll erreicht werden?
Der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) ist der einzige Berufsverband für Architekten und Ingenieure, der Studenten als Vollmitglieder aufnimmt und sich für sie einsetzt. Dies bedeutet, er gibt den Studenten die Möglichkeit, voll entscheidungsfähig an berufspolitischen Themen mitzuarbeiten und so die Interessen der Studenten zu wahren. Weiter ist der BDB aber auch eine Plattform, um Kontakte zu Alt und Jung zu knüpfen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu helfen – gerade für junge Leute. In diesem Zusammenhang mache ich gerne Werbung für unser sogenanntes BDB-CAMP, das jährlich an einem wechselnden Ort stattfindet und Studenten aus ganz Deutschland zusammenbringt.

Vielen Dank für das Gespräch, Christoph!