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Auch Sebastian Schuch, Michael Wagner, Pol Firmenich, Daniela Repplinger, Lorenz Reiter, Kirsten Verstraeten und Niklas Emmerich von der Hochschule Trier  wurden beim Concrete Design Competition 2015/16 von der Jury mit einem Preis ausgezeichnet. Mit ihrem Projekt “Sun Sails“ erprobten sie auf gestalterisch überzeugende Weise die Einsatzmöglichkeiten von Textilbeton für filigrane Fassadenbauteile. Das modulare System aus geschosshohen dreieckigen Verschattungselementen, die sich dem Sonnenstand bzw. den Nutzeranforderungen entsprechend schwenken lassen, formt ein graphisch bewegtes Fassadenbild mit großer räumlicher Tiefe und skulpturaler Kraft. Nicht zuletzt besticht das Projekt durch die sorgfältige Realisierung eines Prototypen im Maßstab 1:1.

Sun Sail Explosionszeichnung

Als konstruktiv unabhängiges System nach dem Prinzip eines Baugerüsts konzipiert, lässt sich “Sun Sails“ an bestehenden Fassaden mit unzureichendem Sonnenschutz errichten und verleiht diesen – gleich einer gestalterischen Metamorphose – ein prägnantes neues Gesicht. Dabei werden jeweils zwei identische, um 180 Grad zueinander verdrehte Betonsegel auf tragende Stahlrohre aufgesteckt, die über horizontale Stahlrahmenelemente ausgesteift und an die Geschossdecken des Bestandsgebäudes angeschlossen sind.

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Parallel zur Fassade ausgerichtet, bilden die Betonsegel in ihrer Gesamtheit eine geschlossene Schicht, die sich durch das Verdrehen der einzelnen Elemente zunehmend öffnet. Die Segel lassen sich nach den individuellen Bedürfnissen der Nutzer einzeln kontrollieren bzw. steuern, sodass über die gesamte Fassade hinweg ein sich ständig veränderndes Bild mit einem lebendigen Spiel von Licht und Schatten entsteht.

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Die filigrane Erscheinung der Betonsonnensegel wird möglich durch den innovativen Einsatz von textiler Carbonbewehrung, mit deren konstruktiven Vorteilen und Anwendungsmöglichkeiten sich die Entwurfsverfasser eingehend beschäftigt haben. Bei einer Höhe von 3,25m sind die Segel nur 2,5cm dick, die 2,50m x 2,00m großen Boden- und Deckenelemente werden in einer Stärke von 3cm gefertigt. Ein im Maßstab 1:1 realisierter Prototyp mit 4 Segelelementen belegt eindrucksvoll die saubere konstruktive Ausarbeitung des Entwurfs mit all seinen technischen Herausforderungen. Exemplarisch an die Südfassade eines bestehenden Hochschulgebäudes montiert, zeigt er die skulpturale, reliefartige Wirkung, die das Verschattungssystem insbesondere in der Fernsicht entwickelt.

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Neben der Innovationskraft der Auseinandersetzung mit Textilbeton und der präzisen Realisierung des Prototypen würdigt die Jury insbesondere den Ansatz, aus einem zunächst sehr utilitaristischen Element zur Verschattung ein gestaltprägendes Fassadenmodul zu generieren, mit dem sich potenziell viele großmaßstäbliche Bestandsbauten der vergangenen Jahrzehnte funktional ertüchtigen und gleichzeitig gestalterisch umformen lassen. Mit seiner Funktion als Verschattung und dem graphischen Bild, das das Sonnenlicht auf das Relief der Fassade zeichnet, geht das System auf zweierlei Weise mit dem Licht um. Trotz der roh belassenen Oberflächen der Betonsegel wirkt es leicht und elegant, und spielt so subtil mit der gängigen Vorstellung von massivem, schwerem Beton.

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