CDC 2013/14: Auftakt in den Niederlanden

Zum Start des diesjährigen Concrete Design Competition in den Niederlanden veranstaltete die technische Universität Eindhoven im Rahmen der Dutch Design Week einen viertätigen Workshop. Wer in Deutschland am Wettbewerb teilnehmen möchte und noch auf der Suche nach einem passenden Arbeitsthema ist, kann sich von der spannenden Aufgabe der Niederländer inspirieren lassen, über die wir hier berichten.

Der in deutschen Ohren schnell missinterpretierte Titel des Workshops, “Miesinterpretation”, deutet nicht etwa auf schlechte Arbeitsergebnisse hin, sondern auf die Aufgabenstellung: Es ging darum, eine Fassade zu entwickeln für das „Bürohaus in Eisenbeton“ – eine der fünf nie realisierten Entwurfsstudien, mit denen sich Ludwig Mies van der Rohe in den frühen 1920er Jahren von der Architektursprache seiner Leitfiguren Schinkel und Behrens abwandte und zu einem der wichtigsten Protagonisten der modernen Architektur wurde. Wenngleich diese Studien nur auf dem Papier existieren, so bildeten sie doch die Keimzelle Mies van der Rohes späterer Arbeiten und begründeten seinen internationalen Durchbruch. Wie auch die berühmten Kohlezeichnungen für die erste der fünf Studien, das gläserne Bürohochhaus an der Berliner Friedrichstrasse, ist auch die Darstellung des „Bürohaus in Eisenbeton“ sehr abstrakt: Es existiert nur eine einzige, eher unkonkrete Zeichnung, die viel Interpretationsspielraum lässt. Wäre der Entwurf gebaut worden, hätte die Detaillierung der Fassade die architektonische Qualität und den Erfolg des Gebäudes maßgeblich bestimmt.

CDC 2013/14: Workshop in den Niederlanden

Etwa 40 Studierende der TU Eindhoven und anderer niederländischer Hochschulen stellten sich dieser Aufgabe und versuchten, Mies van der Rohes Entwurfszeichnung zu interpretieren und in eigene Fassadengestaltungen zu übersetzen. Nach einer Exkursion nach Krefeld zu einem 1:1 Modell eines anderen nie realisierten Entwurfs von Mies van der Rohe und einem Einführungsvortrag begaben sie sich auf die Suche nach eleganten, intelligenten Konstruktionslösungen für die Fassade des „Bürohaus in Eisenbeton“. Ausgangspunkt waren dabei die vielfältigen Möglichkeiten des Baustoffs Beton, der auch direkt im Workshop zum Einsatz kam: Von jedem Entwurf wurde ein Fassadenausschnitt als detailliertes Betonmodell im Maßstab 1:10 hergestellt.

CDC 2013/14: Workshop in den Niederlanden

Der Workshop stand unter der Leitung von Siebe Bakker (Bureau Bakker) und Jan Schevers (Open Architectural Office) und wurde unterstützt durch das niederländische Cement&BetonCentrum. Russel Jones (Russell Jones Architects, Penarth/South Wales) begleitete den Arbeitsprozess als Gastkritiker. Weitere inhaltliche Impulse gaben Vorträge von Andreas Bründler (Buchner Bründler Architekten, Basel) und Bjarne Mastenbroek (SeARCH, Amsterdam) über das Bauen mit Beton. Die Ergebnisse des Workshops wurden während der Abschlusstage der Dutch Design Week in Eindhoven ausgestellt und sind hier online dokumentiert. Sie werden von den Bearbeitern zum Concrete Design Competition 2013/14 in den Niederlanden eingereicht.

CDC 2013/14: Workshop in den Niederlanden

Der internationale Studentenwettbewerb steht in diesem Jahr unter dem Thema ‚Elegance: exploring intelligent solutions‘ und wird in Deutschland, Irland, Belgien, der Türkei und den Niederlanden ausgelobt. Der spezifische Entwurfsgegenstand ist für jeden Teilnehmer frei wählbar. Die nationalen Preisträger der beteiligten Länder werden zu einem gemeinsamen einwöchigen „Concrete Design Workshop“ im August 2014 in Dublin eingeladen. Beiträge für das Wettbewerbsverfahren in Deutschland können bis zum 10. April eingereicht werden. Weitere Termine, Informationen und die Auslobungsunterlagen gibt es auf www.concretedesigncompetition.de.

CDC 2013/14: Workshop in den Niederlanden