Ebenfalls Preisträgerinnen des Concrete Design Competition 2014/15 sind Ursula Hardt und Ines Czarnecki von der Fachhochschule Münster, die für ihr Projekt „Inopinata“ ausgezeichnet werden:

Concrete Design Competition 2014_15_Inopinata_Ursula Hardt_Ines Czarnecki

Für ihr Projekt „Inopinata“ erhielten Ursula Hardt und Ines Czarnecki von der Fachhochschule Münster einen von drei Preisen des Concrete Design Competition 2014/15

Die Arbeit bildet die Auseinandersetzung mit dem Wettbewerbsthema „Structure“ in herausragender Weise ab. Mit einem variantenreich einsetzbaren Fügungsprinzip entsteht durch die Schichtung von vorgefertigten Stäben aus Textilbeton eine spannende räumliche Struktur, die in vielen Ebenen erlebbar ist.

Concrete Design Competition 2014_15_Inopinata_Ursula Hardt_Ines Czarnecki

Concrete Design Competition 2014_15_Inopinata_Ursula Hardt_Ines Czarnecki

Als konkreten Einsatzort schlagen die Entwurfsverfasserinnen eine kleine Insel im bayerischen Eibsee vor, auf der eine offene Kapelle entstehen soll. Grundform ist ein Würfel mit einer Kantenlänge von 10m, dessen Volumen durch das Stapeln von schmalen Betonstäben entsteht. Die Stäbe jeder Schicht liegen parallel zueinander mit einem Abstand von einem Meter, wobei ihre Richtung mit jeder Schicht wechselt. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Richtungen bzw. Winkel, die die Verfasserinnen aus Daten des Eibsees wie Tiefe, Länge und Umfang abgeleitet haben. Der über zwei schmale Zugänge betretbare „Innenraum“ der Kapelle ist ein kleiner, polygonal geformter Hohlraum in der Masse der Stäbe. Hier ergeben sich für den Besucher durch die verschiedenen Richtungen der Stäbe wechselnde, immer wieder überraschende (lat. inopinata) Perspektiven und Ausblicke in die umliegende Berg- und Seenlandschaft. Mit den Tages- und Jahreszeit ändern sich auch ständig der Lichteinfall und die Atmosphäre im Innern der Kapelle.

Concrete Design Competition 2014_15_Inopinata_Ursula Hardt_Ines Czarnecki

Als besonders überzeugend wertet die Jury die am Beispiel der Kapelle eindrucksvoll umgesetzte Idee, die traditionell raumbildenden Elemente Wand und Decke aufzulösen und ein Raumerlebnis rein aus der Struktur gefügter Stäbe zu entwickeln. Die Arbeit überzeugt auch in der Tiefe der Durcharbeitung des Konstruktionsprinzips, das vielerlei unterschiedliche Raumstrukturen ermöglichen würde und damit sehr universell ist: Die aus Textilbeton mit Glasfaser-Bewehrung vorgefertigten Stäbe werden bereits bei der Fertigung im Werk an den vorgesehenen Stellen mit Stahldollen und Stahltassen versehen und dann vor Ort Schicht für Schicht aufeinandergesetzt. Die Verbindungspunkte werden mit Mörtel vergossen, während Elastomerlager Unebenheiten der Auflagerflächen sowie Bewegungen und Verdrehungen zwischen den einzelnen Bauteilen ausgleichen. Mehr noch als die ortsbezogene Anwendung ist das Interessante an der Arbeit damit die Erfindung einer typologischen Struktur bzw. Bauweise.

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