Ein weiterer Preis beim Concrete Design Competition 2017/18 TACTILITY ging an Maja Tokarski und Nadim El Khorazaty von der TU Darmstadt für ihre Arbeit ‚florid concrete’. Sie setzt sich mit den Möglichkeiten textiler Schalungen für Betonbauteile auseinander und erreicht mit einfachen, klugen Mitteln ein unerwartet komplexes Ergebnis. In der Auseinandersetzung mit textilen Schalungen sieht die Jury ein großes Potential für zukünftige Bauweisen: Da Beton in nahezu jeder Form aushärten kann, ist es bislang die Schalung, die der Herstellung komplexer oder freigeformter Bauteile Grenzen setzt. Aufwendig aus Holz oder Polystyrol hergestellt, sind entsprechende Schalungen material-, kosten- und abfallintensiv. Textile Schalungen hingegen könnten eine materialeffiziente und leicht zu transportierende Alternative sein.

‚Florid concrete’ zeigt eindrucksvoll den Formenreichtum, der sich so mit einfachsten Mitteln erzeugen lässt: Die Verfasser entwickelten ein seriell einsetzbares Beton-Modul mit floral anmutender Ornamentik, das für Fassaden oder andere raumgliedernde Elemente im Innen- oder Außenbereich verwendet werden kann. Dabei wirkt es nicht rein dekorativ, sondern vor allem als Filter.

Seine textile Schalung basiert auf einem doppellagigen Stoff, ähnlich einem Kissenbezug, in den in regelmäßiger Geometrie längliche Löcher geschnitten und halbseitig versäumt werden. Durch das Einnähen kleiner, brückenartiger Verbindungsstücke, die je zwei Löcher verbinden, entsteht eine verwobene Struktur. Sie formt sich beim Einfüllen des Betons plastisch aus.

Das Ergebnis ist ein komplexes, dreidimensional verflochtenes Ornament mit räumlichen Interaktionen zwischen vorne- und hintenliegenden Tragelementen. In einer Positiv-Negativ-Betrachtung erscheinen seine Öffnungen – der leere Raum – genauso wichtig wie die massiven Anteile. Die Wirkung ändert sich mit dem Lichteinfall: Im Licht nimmt man vorrangig die komplexe plastische Struktur wahr, während im Gegenlicht das geometrisch florale Muster der Öffnungen präsenter ist. In dieser räumlichen Wirkung sieht die Jury eine der großen Stärken der Arbeit.

Prägend für das Element ist die textile Haptik der Oberflächen: Sie wirken stofflich, der Beton erscheint weich und vermittelt fast den Ausdruck eines Polsters. Unterstützt wird diese Assoziation durch Ankerpunkte, die beim Betonieren ein zu starkes Ausbeulen der Schalung verhinderten und sich nun plastisch in der Betonform abbilden. Besonders positiv hebt die Jury außerdem die Verbindung von gestalterischem Entwurf und Herstellung hervor, die nur als Einheit denkbar sind: Im Sinne des „forschenden Entwerfens“ spielte das praktische Experiment mit dem Material eine zentrale Rolle. Bei der Herstellung gelang den Projektverfassern schließlich eine sehr hohe Präzision, die im Umgang mit textilen Schalungen nicht selbstverständlich ist.