Klein und fein: Neben Entwürfen im städtebaulichen Maßstab waren wie jedes Jahr auch beim Concrete Design Competition 2017/18 TACTILITY wieder zahlreiche Einsendungen aus dem Bereich Produktdesign dabei. Besonders faszinierend ist die ‚Geheimdose Hush Up‘ aus Beton und Porzellan, für die Eunyoung Cho von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle mit einer Anerkennung ausgezeichnet wurde. Das kleine Objekt setzt auf herausragende Weise das Wettbewerbsthema TACTILITY um und überzeugte die Jury sowohl mit seiner entwurflichen Idee als auch deren perfekter Umsetzung. Die Gestaltung des Objekts behandelt auf spielerische Weise das Thema „Verstecken“. Auf den ersten Blick sieht man nur ein facettiertes Betonobjekt, aber über eine Öffnung offenbart sich im Inneren ein weiteres, kugelförmiges Gefäß aus Porzellan. Es ist im Beton eingegossen, sodass man es nicht herausnehmen kann. Wie ein Gelenk lässt es sich in seiner Betonschale bewegen. Wenn sich die Öffnungen beider Teile überschneiden, kann man kleine Dinge wie beispielsweise Schmuck hineinlegen oder herausnehmen. So lassen sich in der Geheimdose zum einen kleine Lieblingsgegenstände verstecken, zum anderen ist die Porzellankugel selbst im Beton verborgen.

Der Entwurf spielt sehr überzeugend mit den beiden Materialien: dem zarten, glatten Porzellan und dem schweren, rauen Beton. Wie ein kantig-reptiler Schutzpanzer umfasst die graue, facettierte Betonhülle die Porzellankugel, die ähnlich einem weiß glänzenden Augapfel im Innern geschützt liegt. Der Kontrast der beiden Elemente in Form, Farbe und Oberflächenstruktur macht die Faszination des Objekts aus und bringt ein sinnliches Gefühl in den Alltag: Man fasst zunächst die robuste Hülle an, dreht die glatte Kugel und taucht die Hand dann ins geschützte Innere.

Diese hohe haptisch-sinnliche Qualität verdankt das Objekt auch seiner perfekten Ausführung, die eine große technische Herausforderung gewesen sein muss und besonders von der Jury gewürdigt wird. Den Schaffensprozess beschreibt die Verfasserin anschaulich: Zunächst wurde aus Gips ein Vormodell der Betonhülle hergestellt, mit Folie und anschließend mit Ton umwickelt, der wiederum in Gips eingegossen wurde. Die ausgehärtete Gipsform wurde gesägt, geöffnet und der Ton entfernt. In den entstandenen Hohlraum wurde Silikon gegossen, das schließlich die Gussform für den Beton bildete. Vor dem Gießen des Betons wurde das bereits fertig gebrannt und glasierte Porzellangefäß mit Wachs als Trennmittel beschichtet und im Zentrum der Gussform platziert. Nach dem Ausschalen des Betons wurde das Objekt erhitzt, um die Wachsschicht zu schmelzen. So ließ sich die Schale im Inneren Stück für Stück lösen bzw. drehen und zum Abschluss polieren. Das Ergebnis und seine Darstellung überzeugen die Jury in jeder Hinsicht.