Catharina Siemer

In Hamburg gibt es den Hansaplatz. Dieser wurde im Juni 2011 neu eröffnet. Auch Hamburger Studierende hatten sich damit beschäftigt, Verbesserungen für den Platz zu entwickeln – die jedoch nicht berücksichtigt wurden. Da Beton im Zuge des von den Studierenden vorgeschlagenen Entwurfs eine wichtige Rolle spielt, hat sich eine der Hamburger Studentinnen, Catharina Siemer an uns gewandt und uns ihren Entwurf „PL.US“ geschickt. Wir sprachen mit ihr.

Catharina, wir haben gesehen, dass Ihr für den gesamten Platz eine gefaltete
 Skulptur aus Beton entwickelt habt. Was hat das denn mit dem Hansaplatz zu tun?
Der Hansaplatz in Hamburg und der Brunnen in der Mitte des Platzes stehen metaphorisch für den Bund der Hanse und damit für ein Band zwischen verschiedenen Kulturen – diesen Gedanken wollten wir in unserem Entwurf aufgreifen. Deshalb haben wir eine Form geschaffen, die an ein Band erinnern soll und sich über den Platz schlängelt. Wir haben unseren Entwurf weniger als Skulptur verstanden, denn das Objekt sollte auch wirklich von den Besuchern des Hansaplatzes benutzt werden und nicht als Kunstobjekt angesehen werden. Die Form sollte so beschaffen sein, dass sie die Nutzung offen lässt, einen hohen Wiedererkennungswert hat und sich trotz einer modernen Formsprache in den Hansaplatz einfügt.

Entwurf PL.US für den Hansaplatz: Ansicht 1 und 2

Wie muss man sich die Ausführung vorstellen? In euren Renderings sieht das
 Material so dünn aus.
Ja, das Material ist in der Tat sehr dünn – die einzelnen Platten haben eine Stärke von gerade mal 2 cm. Möglich wird das durch den Einsatz von Glasfaserbeton. Dieser Werkstoff bietet die Eigenschaften, die den Ansprüchen des Objekts gerecht werden – durch die im Beton eingearbeiteten Glasfasern kann eine hohe Stabilität erzeugt werden. So können auch sehr dünne Oberflächen robust gestaltet werden. Glasfasern sind rostfrei, weshalb sich das Material optimal für den Einsatz im Außenbereich eignet. Die Flexibilität der Fasern begünstigt zudem, dass problemlos gebogene und außergewöhnliche Formen erzeugt werden können. Insofern war für uns die Entscheidung für Glasfaserbeton recht schnell klar, da es so möglich war, das Objekt trotz seiner Größe filigran wirken zu lassen. Im Sinne der Nachhaltigkeit, die im Zeitalter von Ressourcenknappheit nicht mehr wegzudenken ist, handelt es sich bei Glasfaserbeton um einen vollständig recycelbaren Werkstoff, der auf rein mineralischen Grundmaterialien basiert.

Entwurf PL.US für den Hansaplatz: Aufsicht

Euer Projekt habt Ihr 2010 entwickelt. Hat sich der Hansaplatz inzwischen 
verändert?

Die Umgestaltung des Platzes hat ja schon im Jahr 2009 angefangen – seitdem war dort eigentlich nur eine große Baustelle. Die Eröffnung des Neuen Hansaplatzes fand im Juni 2011 statt und bis auf eine einheitliche Bepflasterung konnte ich nicht so viel Neues entdecken. Das Neue am Platz erschließt sich dann doch eher durch die angrenzenden Cafes und Lokale. Ich persönlich war eher enttäuscht, dass gemessen an der Bauzeit auf dem Platz selbst eher wenig neu ist.

Wir kam das Projekt bei Euren Profs an?
Konzeptionell gesehen kam es sehr gut an – unsere Design-Dozentin Prof. Elke Jensen hat es als sehr stimmig und gut durchdacht befunden. Wir haben den Entwurf auch öffentlich präsentieren können und er fand im Allgemeinen große Zustimmung. Die Verwirklichung war im Grunde eine Finanzierungsfrage. Dazu muss man wissen, dass die Stadt Hamburg seit dem Beginn des Umbaus im Jahr 2009 etwa 2,55 Mio EUR in das Projekt gesteckt hat – da war das Geld dann einfach mal zu Ende.

Habt Ihr die Beton-Recherchen aus Eurem Projekt noch für andere Entwürfe
 verwenden können?
Obwohl ich den Werkstoff äußerst spannend finde, habe ich ihn bisher nicht wieder in einem Entwurf aufgenommen, was aber schlicht daran lag, dass das Projekt PL.US im letzten Semester vor der Bachelor-Arbeit stattfand. Für meinen Entwurf in der Abschlussarbeit waren andere Materialien geeigneter.

Studiert Ihr noch, oder wohin hat es Euch inzwischen verschlagen?
Drei unserer Vierer-Truppe machen gerade den Master, wobei es uns in alle Richtungen, sowohl örtlich als auch fachlich gesehen verschlagen hat. Marcia L. Silva Miranda lebt in Boston. Imke Nakoinz studiert im Masterstudiengang Visuelle Kommunikation an der UdK Berlin. Jan Sommerfeld arbeitet als Interior Designer, studiert im Masterstudiengang Design & Produktmanagement an der FH Salzburg. Und ich bin freie Designerin/Gestalterin tätig und studiere im Masterstudiengang Medien und Design an der Hochschule Hannover.

Wir haben gesehen, dass Du auch ein Netzwerk für Kreative im Internet entwickelt 
hast. Was ist dabei die Idee?
Die Idee bei diesiemer.de ist eben genau das: Eine Plattform oder ein Ort sozusagen, der jungen Kreativen und Kulturschaffenden die Möglichkeit zur Vernetzung gibt. Dabei handelt es sich nicht um ein Social Network, sondern um eine reine Verlinkungs-Site. Das heißt, man wird nicht abgelenkt von Werbung, Postings, oder Fotos vom Mittagessen. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Künstlern, Kreativen und Kulturschaffenden zu erleichtern. Gerade, wenn man in eine neue Stadt kommt, ist es sehr zeit- und energieaufwendig, sich ein Netzwerk zu schaffen. Mein Wunsch ist es, dass diesiemer.de sich als Name für eben diese Vernetzung etabliert, so dass du, wenn du zum Beispiel eine Galerie suchst oder andere Kreative für ein Projekt,  dir mit Hilfe der Website Kontakte schaffen kannst.

Vielen Dank!