Beton-Tischplatte im Belastungstest

Möglichst glatt, möglichst leicht und möglichst belastbar sollten die Beton-Tischplatten sein, die Studierende aus Detmold in einem Workshop geplant und hergestellt haben. Das Ergebnis ist vielfältig: Jedes Team hat die Entwurfs- und Konstruktionsaufgabe individuell umgesetzt. Von der Füllung mit Plastikbällen oder der Bewehrung mit Glasfasern bis hin zur Vorspannung mit Gewindestangen kamen die unterschiedlichsten Betontechniken zum Einsatz.

Beton-Tisch, vorgespannt durch Gewindestäbe

„Textilbewehrter Beton, ultrahochfester oder wärmedämmender Beton sind Beispiele für die aktuelle Forschung im Bereich Beton. Was liegt näher, als Architekturstudierende an dieses Feld der Möglichkeiten heranzuführen und einfach mal loszulegen?“ So beschreiben Prof. Lutz Artmann, Linda Hildebrand und Sascha Hickert vom Lehrgebiet Entwerfen und Konstruieren ihre Motivation für den Workshop „concretable“, der im Sommer 2012 an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur stattfand.

Über eine sehr konkrete Aufgabe sollten die Studierenden mit Betontechniken und den Möglichkeiten des Werkstoffs vertraut gemacht werden: „Was kann Beton und was nicht? Wie dünn kann eine Platte sein, wenn sie zwei Wasserkisten tragen muss? Wie kann sie ausgebildet sein, dass zwei Personen sie noch bewegen können?“

Im Workshop konnte mit dem Baustoff und verschiedenen Techniken experimentiert werden, es waren aber auch konkrete Anforderungen zu erfüllen:

  • Die Tischplatte sollte von zwei Personen noch ohne Hilfsmittel zu transportieren sein.
  • Das Gewicht von mindestens zwei Kästen Wasser über ca. 180 cm Spannweite sicher abtragen.
  • Die Dicke durfte max. 30 mm betragen.

Das hört sich zunächst recht einfach an. Bei näherer Betrachtung ist es eine technische Herausforderung. Denn eine Spannweite von ca. 180 cm bei drei Zentimetern Dicke ist anspruchsvoll. Dann das Gewicht: Die Rohdichte von normalem Beton liegt bei ca. 2,3 kg pro Liter. Macht bei einer 30 mm starken Tischplatte gut 100 Kilo. Bequem zu tragen wäre das nicht. Also war Kreativität gefragt.

Einarbeiten der Bewehrung

Die einzelnen Teams fanden verschiedene Wege, um leichte, aber dennoch tragfähige Platten herzustellen. Hier einige Beispiele:

  • Jonas Becker und Fabian Hunneke mischten Stahl- und Glasfasern in den Beton. Die Fasern übertragen Zug- und Druckkräfte im Beton – ähnlich einer konventionellen Stahlbewehrung.
  • In der Tischplatte von Katrin Buxtrup, Wladislaw Witlif und Alexander Middendorf nehmen besonders leichte Aluminiumrohre die Zugspannungen auf. Um eine weitere Gewichtsreduktion zu erreichen, wurde die Unterseite der Platte als eine Art „Kassettendecke“ gestaltet.
  • Max Ernst und Carina Kisker haben eine Tischplatte entworfen, die mit Vorspannung arbeitet (s. Foto oben). An den schmalen Seiten sind Schraubenmuttern zu sehen, mit denen die längs unter der Platte verlaufenden Gewindestangen gespannt werden.

Einbringen des Frischbetons in die Schalungsrahmen

Produktion im Betonwerk

In Werk eines Beton-Fertigteil-Unternehmens in Beverungen wurden die Platten von den Studenten-Teams hergestellt. Dazu montierte man die in der Hochschule vorbereiteten Schalungsrahmen auf einem Stahl-Rütteltisch, um die flachen Betonplatten gleichmäßig zu verdichten. Anschliessend wurde Frischbeton in die Schalungen eingebracht und in den Schalungen verteilt. Nach dem Transport der fertigen Platten zurück zur Hochschule wurden die Tische montiert, getestet und schliesslich stolz auf den Campus präsentiert.

Gruppenbild auf dem Campus: Die fertigen Beton-Tische

 

Fotos: Detmolder Schule für Architektur; André Hack, Lemgo