Sammlung Boros / Thomas Ruff (Foto: NOSHE)

Sammlung Boros / Thomas Ruff (Foto: NOSHE)

Bunker sind archaische Fossilien im Stadtbild. Wahrnehmen möchte sie eigentlich keiner wegen der düsteren Erinnerungen. Nicht mal ihre Größe und Massivität können daran etwas ändern. Zudem geht ihre Nützlichkeit gegen Null, denn der ursprünglicher Zweck ist entfallen und als umfunktioniertes Möbellager oder ähnliches taugen sie nicht wirklich; hier gibt es effizientere Angebote.

Was wird aus ihnen? Die Frage findet zurzeit vielfältige und kreative Antworten, denn die Bunker werden von der Öffentlichen Hand veräußert und Neuem zugeführt. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben initiiert z. B. begleitend einen Ideenaustausch über Möglichkeiten der Bunker-Nachnutzung, inzwischen haben sich Architektenbüros auf das Thema spezialisiert und die erste Generation ohne Kriegserlebnisse betrachtet die Gebäude unbefangener.

Wir stellen drei Bunker-Projekte vor, die exemplarisch die vielfältigen Möglichkeiten präsentieren: Bunker als Privaträume, als Treffpunkt für Kultur und als Raum für Kunst. Neben den Nutzungskonzepten und Architektur-Entwürfen ist interessant, wie die Wirkung der Gebäude sich mit dem Wandel verändert: Aus Orten der Angst werden optimistische wie eigenwillige Akzente des Stadtbilds, ohne dass ihre Geschichte vergessen wird.

 

Ein Bunker als privates Zuhause – Hannover

Bunker Trageweg, Hannover / Mielke Freudenberg Architekten (Screenshot BauNetz Wissen)

Bunker Trageweg, Hannover (Screenshot BauNetz Wissen)

Im Trageweg 3 in Hannover wurde 1940 der Bunker als Schutz vor Luftangriffen ursprünglich für 751 Personen und mit einer Fläche von 375 qm gebaut gebaut. Nun ist er ein Wohnhaus. Verantwortlich für den Umbau ist das Architekturbüro von Rainer Mielke und Claus Freudenberg aus Bremen, das sich auf die besonderen Anforderungen spezialisiert hat.

Für die Fenster mussten Wände mit einer Breite von 1,70 m ausgeschnitten werden. Außerdem wurde ein Staffelgeschoss auf das viergeschossige Gebäude aufgesetzt. 2013 wurde der Umbau fertiggestellt und die erste Familie zog ein.

 

Bunker als Ort des Kulturaustausches – Frankfurt

Bunker-Aufstockung im Frankfurter Osthafen (Screenshot: Index Architekten)

Bunker-Aufstockung im Frankfurter Osthafen (Screenshot: Index Architekten)

Bunker einer neuen Nutzung zuzuführen, hat auch einen ökonomischen Aspekt wie das Beispiel in Frankfurt zeigt. Anlass war das undichte Walmdach des Bunkers in der Schmickstraße 18, das teuer hätte repariert werden müssen. Stattdessen wollte man gleich etwas Richtiges planen.

Das Architekturbüro INDEX entwarf zwei filigrane Geschosse aus Holz, Metallrosten und Glas, die auf das Gebäude aufgesetzt wurden. Es entstanden Räume für Künstlerateliers und Platz für das Institut für Neue Medien. Die Übungsräume für Musiker wurden im Betonkern geplant. Hier finden Live-Konzerte, Ausstellungen und Führungen statt.

 


Bunker als Ort der Kunst – Berlin

Sammlung Boros (Foto: NOSHE)

Sammlung Boros (Foto: NOSHE)

In der Reinhardstraße 20 in Berlin-Mitte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Deutschen Theater und der Böllstiftung steht einer von Berlins größten Bunkern. 1942 wurde er von Zwangsarbeitern nach den Plänen von Karl Bonatz und Alfred Speer erbaut. Die Rote Armee nutzte ihm nach dem Ende des zweiten Weltkrieges als Kriegsgefängnis. Dann kehrte Frieden ein; es wurden Südfrüchte für die DDR-Bevölkerung gelagert.

2007 wurden die 3000 qm Fläche umgebaut und einem neuen Nutzungszweck zugeführt – als Herberge für eine Privatsammlung zeitgenössischer Kunst. Die Eigentümer Christian und Karen Boros fühlen sich der Geschichte des Ortes und ihrer Sammlung verpflichtet. Interessierten bieten sie regelmäßig Führungen an.

 


Interesse an einer Führung durch die Sammlung Boros?

Bitte meldet Euch bis zum 21. Mai 2014, wenn Ihr Interesse an einer Führung durch den Berliner Bunker habt. Wenn sich genügend Interessenten finden, organisieren wir den Besuch dann voraussichtlich im Juni 2014. E-Mail: kontakt@beton-campus.de